Zurück auf Start DXCC-Punktejagd im CQ WW WPX

27. - 28.5.2023
 
Zertifikat für die Teilnahme am CQ WW WPX CW im Jahr 2020 An nahezu jedem Wochenende findet auf einem Band immer ein größerer oder kleinerer Contest statt. Einer der Wettbewerbe, an denen ich gerne teilnehme, ist der CQ World Wide WPX Contest. Dieser wird jährlich am letzten Wochenende im Mai in CW veranstaltet. Ich sende zumindest immer ein Checklog ein. Als ich das erste Mal ein Wertungslog einreichte, belegte ich in der Klasse "Single Operator QRP 28 MHz" nach 15 QSOs mit 75 Punkten Platz 3 in Deutschland. Nicht verschweigen möchte ich, dass es in dieser Kategorie nur 3 Teilnehmern in Deutschland gab.
 
Antennenauswahl und Antennenaufbau nach oben
 
Wenn ich in den Vorjahren aktiv war, dann befand sich die Antenne in der Regel auf dem Balkon meiner Wohnung. Doch in den vergangenen Jahren ist der Störpegel dort beträchtlich in die Höhe gegangen. Daher wendete ich diesmal eine andere Strategie an. Bereits 2020 hatte ich mich auf ein einzelnes Band konzentriert, anstatt auf alle 6 möglichen Bändern. Diesmal weitere ich das Gebiet auf die 3 oberen Bänder aus. Und außerdem verlagerte ich meine Aktivität ins Freie.

Weide im Spandauer Forst mit nachgezeichneter Antenne © OpenStreetMap Mitwirkende, CC BY-SA Das Waldgebiet Spandauer Forst in der Nähe meines Wohnorts ist von Fahr- und Fußwegen durchzogen, weist aber auch viele Lichtungen auf. Je weiter man sich von den Hauptwegen und der Stadt entfernt, auf desto weniger Menschen trifft man. Ich wählte eine 220 × 220 m große, nahezu quadratische Weide. Auf ihr steht eine alte, große Eiche und am Rand gibt es einen Jagdhochsitz. Da ich am 1. Tag erst recht spät losfuhr, baute ich lediglich eine 19 m lange Doublet-Antenne auf. Diese ließ sich schnell als Inverted-V an einem 6-m-Mast befestigten.

Jagdhochsitz, unterstützender Teleskopmast und große Eiche Am 2. Tag baute ich eine 45 m lange Doublet-Antenne zwischen der großen Eiche und einer der größeren Eichen am Rand der Weide auf. Das kostete zwar etwas mehr Zeit beim Aufbau, doch die erreichten Ergebnisse rechtfertigten diesen. Zuerst legte ich die 12 m lange Zweidrahtleitung vor dem Jagdhochsitz auf der Weide aus und befestigte daran die beiden ebenfalls vorbereiteten Hälften der Doublet-Antenne. Um die Antenne in den Bäume zu befestigen, nutzte ich zuerst Abspannschnüre und einen durchbohrten Golfball. Von der Seite der großen Eiche, die Richtung Antennendraht zeigte, schleuderte ich den Golfball an einer nur 0,5 mm dicken Abspannschnur so hoch wie möglich in den Baum. Der durchbohrte Golfball ist mit 45 g ausreichend leicht, um ihn noch gut werfen zu können und trotzdem ausreichend schwer, um die 30 m lange dünne Abspannschnur durch die Äste zu ziehen. An das bisher aufgewickelte andere Ende befestigte ich die 1 mm dicke, 100 m lange Abspannschnur und zog diese ebenfalls durch die Äste, bis ich sie am Stamm wieder auf ihre Haspel aufwickeln konnte. Die Antenne zog ich aber noch nicht straff, denn es fehlte ja noch die 2. Abspannung. Ich zog nur soviel, bis sich das Ende des Antennendrahts etwas vom Boden abhob.

Am Baum, der als 2. Abspannpunkt diente, lief es genauso ab. Zuerst befördern ich wieder die dünne Abspannschnur mit dem Golfball in den Baum, befestigte dann die dickere Schnur daran und wickelte diese nahe des Stamms auf die Haspel. Da die Antenne ja bereits am anderen Ende befestigt war, konnte ich kräftig an der 2. Abspannschnur ziehen, sodass sich die Antenne vom Boden abhob. Das Anziehen ist dann an der 1. Abspannung zu wiederholen. Da ich als Antennendraht zugfeste Litze (DX-Wire UL, 60 kg Bruchlast) verwende und die Abspannschnur mit 36 kg angegeben ist, konnte ich schon wirklich kräftig ziehen. Um noch etwas mehr Höhe zu erreichen, setze ich am Antennenfußpunkt die dickeren Segmente eines Teleskopmasts ein, sodass sich diese Stelle danach etwa 8 m über Grund befand. Die Enden der Antenne befanden sich etwa 10 m über dem Erdboden.

Insgesamt brauchte ich nur knapp eine ¾ Stunde für den Aufbau. Die längste Zeit nahm das Abwickeln und Aufwickeln der Schnüre in Anspruch: 2 × 30 m vollständig ab- und aufwickeln, 2 × 100 m abwickeln und etwa zur Hälfte wieder aufwickeln.
 
Strategie nach oben
 
Wie schon am Anfang dieses Berichts geschrieben, hatte und habe ich nicht vor, irgendeinen Pokal zu gewinnen. Das 2020 eingereichte Wertungslog diente nur dazu, mir zu zeigen, dass man auch mit einer QRP-Station erfolgreich teilnehmen kann. Es geht mir in Wettbewerben lediglich darum, interessante Stationen zu erreichen und vor allem das eine oder andere neue DXCC-Gebiet zu erreichen. Im CQ WW WPX geht es zwar wie in jedem anderen Contest auch darum, möglichst viele QSOs zu erreichen. Doch als Multiplikatoren gelten alle Rufzeichen-Präfixe und die folgenden Ziffern. Deshalb beteiligen sich an diesem Contest besonders viele Stationen, deren Präfixe man sonst eher selten auf den Bändern hört.
 
Blick vom Jagdhochsitz auf die 45 m lange Doublet-Antenne
 
Ich logge immer noch klassisch mit einem Bleistift auf Papier. Daher habe ich mir während der Vorbereitung zwei Listen ausgedruckt: eine mit den einzelnen Präfixen und den zugehörigen DXCC-Gebieten sowie eine weitere mit meiner DXCC-Ergebnisliste. Beide zusammen erleichterten mir die Entscheidung, ob ich eine Station anrufen sollte oder nicht. Wenn das zugehörige DXCC-Gebiet noch überhaupt nicht in der Ergebnisliste vermerkt war oder eine Bestätigung noch ausstand, rief ich die Station an. Doch auch einige mir interessant erscheinende Stationen rief ich an, selbst wenn ich deren DXCC-Gebiete schon vor längeres Zeit bestätigt bekommen hatte. Im englischsprachigen Raum trägt diese Vorgehensweise die Bezeichnung "Search and Pounce" (Suchen und Zuschlagen). Sie erscheint mir beim Betrieb einer QRP-Station in einem Contest erfolgversprechender, als mit einem gegenüber den anderen Teilnehmern leisen Signal irgendwo CQ zu rufen.
 
Erfahrungen, Ergebnisse und Ziele nach oben
 
Kp-Index © GFZ Die Ausbreitungsbedingungen erschienen mir an beiden Contest-Tagen in etwa gleich. Diese Einschätzung bestätigte auch der am Folgetag eingeholte Kp-Index. Dieser wird mit einem standardisierten Verfahren aus den Daten von 13 weltweiten Observatorien bestimmt. Das Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ) stellt hier unter anderem den aktuellen Kp-Index der letzten 3 Tage grafisch aufbereitet dar. Wahrscheinlich durch die niedriger errichtete und außerdem kürzere Antenne waren DX-Stationen am 1. Tag schwerer zu erreichen. Außerdem konzentrierte ich mich am 2. Tag mehr auf 10 m, auch wenn ich hin und wieder auch auf 15 und 20 m wechselte. Als Transceiver nutzte ich an beiden Tagen meinen auf 5 W eingestellten Elecraft KX3.
 
Am Ende standen 2 neue DXCC-Gebiete auf 10 m und 2 neue Bandpunkt auf 15 m mehr im Logbuch. Zusätzlich erreichte ich auf 10 m ein QSO zu einer Station, deren DXCC-Gebiet ich zwar schon erreicht hatte, doch von dem noch eine QSL-Karte fehlt. So erreichte ich auf 10 m die 100-QSO-Grenze und steigerte die Anzahl erreichter DXCC-Gebiete auf 20 m auf 106. Während der 5 Stunden am Samstag und der 6 Stunden am Sonntag logte ich 43 Stationen und 43 Multiplikatoren, darunter 18 DX-Stationen: 5Z, 3×CX, 2×FR, 2×FY, JT, 2×LU, 5×PY, VE, W. Dabei rief ich nicht immer Stationen an, sondern drehte zeitweise auch nur über die Bänder oder genoss die Aussicht aus dem Jagdhochsitz. Das eingesandte Wertungslog müsste am Ende (25×1 + 18×3) × 43 = 3397 Punkte ergeben.
 
Im nächsten Jahr werde ich versuchen, wieder auf mehr Bändern aktiv zu sein, jedoch gezielter nach fehlenden Bandpunkten Ausschau halten. Besonders bei europäischen Stationen fehlen mir nämlich noch immer einige Bandpunkte.
 
Vorläufige Platzierung nach oben
 
Platzierungen anhand der Raw Scores Die "Raw Scores" wurden bereits veröffentlicht. Mit Stand 10.6.2023 belege ich bei "Single OP All Band QRP" ohne Berücksichtigung der Overlay-Kategorie "Tribander/Wires", in der ich teilgenommen habe, folgende Plätze:
– "World" → Platz 138 von 187
– "Continent (Europe)" → Platz 83 von 100
– "Country/Area (DL)" → Platz 14 von 20
Zertifikat für die Teilnahme am CQ WW WPX CW im Jahr 2023 In den Jahren zuvor wurden die endgültigen Ergebnisse erst im November in der CQ veröffentlicht.
 
Nachtrag vom 12.11.2023: Statt der von mir berechneten Punkte wurden mir nur 1551 angerechnet, da ich einige QSOs nicht korrekt geloggt hatte und dadurch zusätzlich einige Multiplikatoren fehlten. Da die Overlay-Kategorie nicht für "Single OP All Band QRP" gewertet wurde, belegte ich in Deutschland bei 20 Einsendern in dieser Klasse trotzdem den schon in den "Raw Scores" angegebenen Platz 14.
 
73/72 de Ingo, DK3RED - Nicht vergessen: Der Spaß ist die Energie!