Zurück auf Start Winterurlaub in Liechtenstein

12. - 18.2.2023
 
Am frühen Morgen traf ich nach einer längeren Bahnfahrt in Feldkirch/Österreich ein. Vom Bahnhofsvorplatz fahren die Busse der Linie 11 von LIEmobil ab. Da ich eine ganze Woche im Fürstentum Liechtenstein unterwegs sein wollte, kaufte ich gleich eine Wochenkarte. Diese Karte kostet derzeit 36 € für das gesamte Land. Dafür kann man überall einsteigen, ohne jedes mal passendes Kleingeld für den Fahrschein im Geldbeutel haben zu müssen.
 
Ferienhaus Wanni Ich hatte für eine Woche das Ferienhaus Wanni gemietet. Kontaktinformationen und näheres zur Ausstattung findet man hier. Das Haus liegt am Hang des Rheintals auf 1244 m Höhe genau hier. Man erreicht es von der Bushaltestelle Masescha/Kapelle aus am Ende einer schmalen Straße.
 
Ferienhaus Wanni in Masescha (markiert) Um das Haus herum ist Platz für Antennen. Daher baute ich gleich nach der Ankunft eine 45 m lange Doublet-Antenne auf. Für den einen Abspannpunkte nutze ich den etwa 25 m neben dem Haus stehenden Baum. Als zweiten Abspannpunkt nutzte ich einen Baum am Rand der vor dem Haus liegenden Weide. Doch Vorsicht! Die Bäume stehen am Rand eines steilen Abhangs. Wenn man die Abspannschnur mit einem Gegenstand mit voller Wucht in den Baum wirft, kommt man möglicherweise nicht mehr an das Ende heran. Ich warf daher den als Gewicht dienenden durchbohrten Golfball mit einer daran befestigten dünnen Hilfsschnur über einen relativ niedrigen Ast, sodass der Ball nahe des Stamms erreichbar blieb. Mithilfe der Hilfsschnur zog ich dann die dickere Maurerschnur über den Ast, die zum Abspannen diente.
 
45-m-Doublet (nachträglich eingezeichnet) © https://map.geo.admin.ch/ Das Ferienhaus besitzt ein vorgezogenes Giebeldach. Über den obersten Balken bugsierte ich mit dem Teleskopmast die dritte Abspannschnur. Diese habe ich mit dem Mittelpunkt der Doublet-Antenne und der daran hängenden 12 m langen Zweidrahtleitung verbunden. Die Zweidrahtleitung führte ich zwischen Fenster und Rahmen eingeklemmt in eines der Zimmer. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, denn die Fensterrahmen sind aus Metall. Ich nutzte daher einen der Wasserschlitze, sodass die Leitung nur eine sehr kurze Strecke von Metall umgeben ist.
 
Für Funkaktivitäten außerhalb des Hauses hatte ich einen 6 m langen Teleskopmast und eine zweite, nur 19 m lange und besonders leichte Doublet-Antenne mitgenommen. Den sowohl im Ferienhaus als auch unterwegs genutzten Elecraft KX3 (5 W, CW) versorgte ich aus einem LiFePo4-Akku mit 12,8 V/3 Ah.
 
Nach einem guten Essen in dem Luftlinie nur 500 m entfernten, aber 220 m höher hier liegenden Berggasthaus Matu testete ich nach Sonnenuntergang noch die große Antenne. Die Antenne ließ sich auf allen Bändern von 80 bis 10 m abstimmen. Auf 10 m konnte ich gleich im ersten QSO eine SOTA-Station auf Saint Helena erreichen. Das waren 7180 km Entfernung auf einem Band, dass zu dieser Zeit laut Ausbreitungsvorhersagen eigentlich nicht mehr nutzbar sein sollte. Einige weitere Stationen in der im Vergleich dazu näheren Umgebung erreichte ich auf 80 m.
 
Blick ins Rheintal am Morgen von Tag 2
 
Tag 2 nach oben
 
Gipfelkreuz auf dem Rappenstein Bereits mit bloßem Auge war am Morgen das schmale Gipfelkreuz auf dem etwa 7 km entfernten Gipfel des Rappenstein zu erkennen. Das deutete auf Fön und somit für Wanderungen gute Wetterbedingungen hin.
 
Blick vom alten Tunnel auf Grosssteg Bevor ich den Rucksack für die Wanderung packte, erreichte ich am Morgen und frühen Vormittag vornehmlich auf 40 m noch einige Stationen in Europa. Bereits zu Hause hatte ich mir einige WWFF-Gebiete ausgesucht, die ich aktivieren wollte. Erstes Ziel war das Pflanzenschutzgebiet (Gebirgsflora) Sücka, Grosssteg, Bärgli Alp HBFF-0481. Es umfasst die Berghänge und das dazwischen liegende, breite Tal.
 
Station (rechts) und Antennenmast (links) am Kamm HBFF-0481 © https://map.geo.admin.ch/ Für den 3,2 km langen Weg vom Ferienhaus (1244 m) bis zum Kamm (1460 m) oberhalb des Berggasthauses Sücka nutzte ich anfangs den Philosophenweg bis Mitätsch (1273 m) und bis zum alten Tunnel (1432 m) die Kulmstraße. Direkt am Kamm gibt es nahezu keine Abschattung durch die umliegenden Berge. Den Teleskopmast und die Abspannung der Antenne befestigte ich hier an den im Winter nicht genutzten Weidezaunpfählen. Als Problem stellte sich jedoch eine geeignete Arbeitsfläche heraus. Ich rutsche im tiefen Schnee immer wieder den Hang hinunter. Nach 1 Stunde und 29 QSOs auf 20 m beendete ich die Aktivierung.
 
Den 5,2 km langen Rückweg trat ich über Silum (1483 m) und das zur Stärkung angesteuerte Berggasthaus Matu (1453 m) an, bevor ich auf 1244 m wieder das Ferienhaus erreichte. Am Abend erreichte ich auf 20, 40 und 80 m noch einige QSOs zu europäischen Stationen.
 
Tag 3 nach oben
 
Sitzbank vor den Antennen am Mast Nach einigen QSOs auf 80 m am Morgen startete ich noch einmal zum HBFF-0481. Diesmal begann ich die Wanderung an der Busstation Steg/Tunnel (1277 m). Von dort nutzte ich die teilweise als Rodelbahn genutzte Straße bis zum alten Tunnel (1432 m). Ich hatte vor, mich auf der ein paar Meter höher stehende Sitzbank niederzulassen. Doch da sich dann meine Antenne in Strahlrichtung der am Sendemast montierten Antenne befinden würde, wählte ich die Sitzgelegenheit hier direkt am Tunnelausgang. Mast und Antenne befestigte ich diesmal am Holzgeländer.
 
Station auf der Sitzbank am alten Tunnel In 1½ Stunden gelangen mir auf 15, 20, 30 und 40 m weitere 23 QSO. Den Rückweg absolvierte ich diesmal über die Kulmstraße abwärts bis Mitätsch (1273 m) und dann über den Philosophenweg zurück zum Ferienhaus. Die gesamte Strecke betrug diesmal nur 4,2 km lang.
 
Am Abend gelangen mir unter anderem auf 10 m noch 2 QSOs an die Ostküste der USA (7540 und 7880 km) und 1 QSO nach Mali (4170 km).
 
Tag 4 nach oben
 
Teil des Schutzgebiets Periol, Bofel Nach 2 QSOs auf auf 80 m am Morgen fuhr ich mit dem Bus ins Rheintal. Dort liegt das Schutzgebiet Periol, Bofel, Neufeld, Undera Forst HBFF-0478. Die Wanderung begann ich an der Busstation Triesen/Gartnetschhof (473 m). Nach einem kurzen Abstecher zum nahen Rhein erreichte ich über die Langgasse, den Bofelweg und den Periolweg eine hier stehende Sitzbank (542 m).
 
Station auf einer Sitzbank am Periolweg HBFF-0478 © https://map.geo.admin.ch/ Den Mast befestigte ich an einem kleinen Baum oberhalb einer Steinmauer. Zwar war es im Tal anfangs noch dunstig und relativ kühl, doch als die Sonne durchkam wurde es angenehm warm. In 2¼ Stunden kamen 51 QSO auf 20 m zustande. Die insgesamt 2,8 km lange Wanderung beendete ich an der Busstation Triesen/Bächlegatter (466 m).
 
Nach Sonnenuntergang schaltete ich noch einmal die Station im Ferienhaus ein. Auf 10 m gelang mir unter anderem eine Verbindung nach Uruguay (11000 km).
 
Tag 5 nach oben
 
Waldreservat oberhalb der Alp Pradamee HBFF-0125 © https://map.geo.admin.ch/ Oberhalb von Malbun liegt die Alp Pradamee, die im Winter jedoch nicht bewirtschaftet wird. Die Hänge oberhalb der Alp gehören zum Waldreservat Pradamee HBFF-0125. Die Wanderung begann ich diesmal an der Bushaltestelle Malbun/Jöraboda (1599 m). Von dort führt ein breiter Fahrweg bis zur Alp, der im Winter jedoch tief verschneit ist und über mehrere Skipisten führt.
 
Stationsaufbau auf einer schneefreie Fläche Mastbefestigung an einem niedrig hängenden Ast Da die oberen Bereiche des Waldreservats laut einem Hinweisschild von Dezember bis April Winterruhezone sind, suchte ich mir im unteren Bereich hier auf 1733 m Höhe unter einem der Bäume einen geeigneten Platz. Den Mast befestigte ich in 2 m Höhe an einem der niedrig hängenden Äste. Da er unten im Schnee steckte, rutschte er nicht weg. Auf einer schneefreien Fläche sitzend ließ sich die Station gut bedienen und das Log führen. Anfangs war der Hang von der Sonne beschienen. Doch später lag er im Schatten des Bergs. Trotzdem gelangen mir in 1½ Stunden 51 QSOs auf 20 m. Für den Rückweg nutzte ich denselben Weg bis zur Bushaltestelle.
 
Tag 6 nach oben
 
Eingeschneite Sitzbank Am Morgen waren die bereits angekündigten Wolken zu sehen. Doch es sollte laut Wetterbericht kein Regen fallen. So begann ich nach den morgendlichen QSOs auf 80 m die Wanderung an der Busstation Malbun/Jöraboda (1599 m). Für den ersten Abschnitt nutzte ich den Weg vom Vortag. Weiter ging es auf einem weiteren, tief verschneiten Fahrweg und quer zu weiteren Skipisten.
 
Bereits im Sommer hatte ich das Sonderwaldreservat Alta Stofel HBFF-0229 aktiviert. Zum Aufbau der Station wollte ich wieder die im oberen Bereich hier stehende Sitzbank nutzen. Doch als ich durch Tiefschnee und Skipisten querend dort eintraf, setze Nieselregen ein. In Kombination mit dem durch den Täli genannten Talkessel wehenden Wind wollte ich dort nicht länger sitzend ausharren. Daher begab ich mich auf kürzestem Weg über die nächstgelegene, sehr steile Skipiste wieder abwärts zur Busstation.
 
Wieder am Ferienhaus angekommen konnte ich noch fast 50 QSOs auf 10, 15, 30, 40 und 80 m erreichen, die aber nicht für WWFF zählen.
 
Tag 7 nach oben
 
ARRL DX CW 2023 SOQRP80 Am Morgen erreichte ich auf 80 m noch 15 QSOs hauptsächlich an die Ostküste der USA und nach Kanada. Die Operatoren dort waren im Rahmen des ARRL International DX Contests sehr aktiv. Doch irgendwann war es Zeit, die Antenne abzubauen und den Weg bis zum Bahnhof Feldkirch/Österreich anzutreten. Die Bahnfahrt begann zur Mittagszeit und am frühen Abend traf ich wieder zu Hause ein.
 
Am Ende stehen 326 QSOs mehr im Logbuch, wovon ich 172 vom Ferienhaus aus und 154 von den 3 aktivierten WWFF-Gebieten aus erreichte. Dabei war ich auf 6 Bändern aktiv: 80 m (68), 40 m (53), 30 m (23), 20 m (160), 15 m (15), 10 m (7). In den Klammern ist jeweils die Anzahl der erreichten QSOs angegeben. Insgesamt erreichte ich 36 DXCC-Gebiete: 4X (1), 9A (8), CX (1), DL (64), E7 (1), EA (7), EI (1), F (11), G (17), GM (3), GU (1), GW (1), HA (3), HB (9), I (32), LZ (6), OE (2), OH (20), OK (13), OM (12), ON (12), OZ (6), PA (7), RAeu (3), S5 (13), SM (7), SP (20), SV (1), TZ (1), UR (8), VE (2), W (24), YL (2), YO (2), YU (4), ZD7 (1).
 
QSL-Karte HB0/DK3RED/P Alle erreichten Verbindungen habe ich in der Zwischenzeit vom Papierlog ins HB0-Logbuch übertragen und die in WWFF-Gebieten erreichten QSOs an den HBFF-Manager geschickt. In den kommenden Tagen werde ich noch die vom QSL-Shop hergestellten QSL-Karten ausfüllen und über das Büro auf den Weg schicken.
 
Abschließend möchte ich mich bei allen bedanken, die meine leisen Signale aufnehmen konnten und beantwortet haben.
 
73/72 de Ingo, DK3RED - Nicht vergessen: Der Spaß ist die Energie!
 
Nachtrag am 23.2.2023: Alle QSL-Karten wurden heute direkt bzw. via QSL-Büro versandt.
Nachtrag am 17.11.2023: Die 11 gewerteten QSOs auf 80 m am Tag 7 brachten mir weltweit Platz 2 in der Kategorie Single Operator QRP 80 m ein. Das Zertifikat ist oben eingefügt.