www.qrp4fun.de WWFF/DLFF - Alternative für die DX-Jagd

12. - 22.6.2021
 
Aus den bekannten Gründen sind Reisen derzeit kaum im gewohnten Umfang möglich. Daher habe ich mir vorgenommen, meinen Urlaub diesmal im eigenen Land zu verbringen und dabei möglichst viele WWFF/DLFF-Gebiete zu aktivieren.
 
World Wide Flora & Fauna DL Flora & Fauna Eine Möglichkeit, die eigene Station für andere Funkamateure interessanter zu machen, kann die Aktivierung von den Orten sein, die für das eine oder andere Diplom zählen. Da sich um meinen Wohnort keine Berggipfel befinden und Leuchttürme oder Inseln im Binnenland eher rar gesät sind, beschäftigte ich mich näher mit dem WWFF-Programm, also "World Wide Flora and Fauna in Amateur Radio". Ziel ist die Aktivierung von Nationalparks, Biosphärenreservate, Naturschutzgebieten und anderer geschützter Bereiche.
 
DLFF-Gebiete © WWFF Aktuell gibt es weltweit über 26000 Gebiete, die zählen. Unter dem Dach der WWFF haben sich die in den einzelnen Ländern entstandenen Vereinigungen zusammengeschlossen. In Deutschland ist das die DLFF. Und alleine in Deutschland gibt es über 800 Gebiete. Die Anzahl ist steigend, denn mit Updates kommen jedes Jahr neue hinzu. Da sollten sich auch in Ihrer Nähe mehrere Gebiete befinden.
 
Anhand der auf der WWFF-Webseite verfügbaren Map lässt sich dies nach Auswahl von "DL Deutschland" schnell ermitteln. Zusammen mit einer gedruckten Karte oder der auf der DLFF-Website bei "Tipps für Aktivierer" verlinkten Karte der Schutzgebiete in Deutschland des Bundesamts für Naturschutz (BfN) lassen sich die Grenzen des jeweiligen Gebiets erkennen. Doch Vorsicht! Nicht alle auf der BfN-Webseite aufgeführten Gebiete zählen bereits für das DLFF.
 
In den sowohl auf der kanadischen als auch auf der deutschen Webseite aufgeführten Regeln werden Frequenzen genannt, die für WWFF-Aktivierungen vorgesehen sind. Sie stellen nur Aktivitätszentren dar und sind somit nicht als Reservierung zu verstehen. Zwar kann man überall aktiv werden, doch ein CQ-Ruf in der Nähe dieser Frequenzen sollte die Wahrscheinlichkeit stark erhöhen, einen ebenfalls an WWFF-Interessierten QSO-Partner zu finden.
 

WWFF-Aktivitätszentren
CW: 3544, 7024, 10124, 14044, 18084, 21044, 24894, 28044 kHz
SSB: 3744, 7144, 14244, 18144, 21244, 24944, 28444 kHz


DLFF-0702 Windmühlenberg (6.6.2021) nach oben
 
Für einen Test der Stationsausrüstung suchte ich mir am Sonntag eine Woche vor dem Urlaub den Windmühlenberg DLFF-0702 aus. Auf diesem Hügel befindet sich eine seit 1969 geschützte, etwa 49 Hektar große Fläche mit Sandtrockenrasen. Bis 1921 befand sich auch eine Windmühle dort. Ein umgesetztes Exemplar wurde 2008 außerhalb des Naturschutzgebiets neu aufgebaut. Es führen 2 Wege durch das Gebiet, die man nicht verlassen sollte.
 
Panorama - Windmühlenberg
 
Am Wegesrand Es herrschte strahlender Sonnenschein und 25 °C. Daher suchte ich mir direkt am Weg ein Platz im Schatten nahe einer der wenigen alten Eichen, genau hier. Dort baute ich die Station auf. Den Teleskopmast mit der Vertikal stellte ich gegen einen der unteren Äste und hielt ihn mit einer Schnur etwas fest. Das reichte, da kein Wind wehte. Als Gegengewicht spannte ich einen Draht parallel zum Weg.
 
Auf den klassischen Bändern lief ein Contest. Daher wählte ich das 30-m-Band und CW aus. Nach etwa 10 Minuten meldete sich der erste an WWFF-Interessierte auf meinen Ruf. Als nach etwa 2 Stunden der Tee in der mitgenommenen Thermoskanne alle war, sich aber schon die für eine gültige Aktivierung erforderlichen 44 QSOs im Logbuch befanden, baute ich die Station ab und trat den Rückweg an. An der Stationsausrüstung muss ich für die künftigen DLFF-Aktivierungen nichts ändern. Eventuell könnte sogar der zweite Akkumulator zu Hause bleiben, denn der erste war noch lange nicht leer.
 
DLFF-0458 Fort Hahneberg (12.6.2021) nach oben
 
Für die 1. Urlaubsaktivierung am Samstag suchte ich mir das Naturschutzgebiet Fort Hahneberg DLFF-0458 aus. Das ist das zu meinem Heimat-QTH am nähesten liegende DLFF-Gebiet. Im Jahr 1888 wurde dieses Bauwerk als eines der letzten Festungsbauten nach preußischer Manier fertiggestellt. Es dient heutzutage als Winterquartier für einige Hundert Fledermäuse. Außerhalb des Forts liegen auf einem 19 Hektar großen Gebiet die feuchten Laubwaldbestände der Wallgräben und die Trockenstandorte.
 
Das Fort Hahneberg (WCA DL-03921) selbst war an diesem Tag nur angemeldeten Besuchergruppen zugänglich. Doch das Naturschutzgebiet ist wesentlich größer als das umzäunte Gebiet. Nördlich liegt eine vielbefahrene Bundesstraße und östlich grasten Schafe auf einer von einem Elektrozaun umgebenen Fläche. Ich wählte daher einen Platz am südlichen Ende des Naturschutzgebietes genau hier. Dort gibt es eine Lichtung und ein paar alte Buchen. Unter einer von ihnen baute ich die Station auf. Leider musste ich zwischenzeitlich eine Pause einlegen, um die Station gegen den Regen zu schützen. Obwohl ich dadurch länger blieb als geplant, konnte ich auf 40, 30 und 20 m nur 35 der 44 für eine WWFF-Aktivierung minimal erforderlichen QSOs erreichen. Da muss ich wohl noch einmal dorthin fahren - ist ja nicht so weit entfernt.
 
DLFF-0185 Sacrower See und Königswald (13.6.2021) nach oben
 
Für den Sonntag hatte ich mir vorgenommen, den Sacrower See und Königswald DLFF-0185 zu aktivieren. Das heutzutage 801 Hektar große Gebiet steht seit 1941 unter Naturschutz. Der Königswald ist geprägt von alten Laubmischwäldern und einigen Kiefernforsten. Sein Zentrum bildet der 3,2 km lange und bis zu 500 m breite Sacrower See.
 
Schloss Sacrow Heilandskirche und Glockenturm Am seinem südlichen Ende befindet sich das Schloss Sacrow (WCA DL-04167, BRB-172) mit dem gleichnamigen Dorf. In unmittelbarer Nähe liegt am Ufer des Jungfernsees die 1844 erbaute Heilandskirche am Port von Sacrow, so der vollständige Name. Beide sind bei Besuchern beliebt, sodass man selbst innerhalb der Woche dort kaum allein sein wird.
 
Gedenktafel am Glockenturm Der von der Kirche separat stehende Glockenturm diente 1897 Adolf Slaby und Georg Graf von Arco für Versuche zur Verbesserung der Funktechnik, die sie kurze Zeit vorher während eines Besuchs bei Guglielmo Marconi im Einsatz gesehen hatten. Am Turm wurde von ihnen die erste deutsche Antennenanlage für drahtlose Telegraphie errichtet, mit der eine Übertragung über 1,6 km zum gegenüberliegenden Ufer gelang. Eine Gedenktafel über der Eingangstür des Turms weist auf diesen Versuch hin.
 
QTH - Blick zum Südende des Sacrower Sees Auf der Ostseite des Sees gibt es viele Hochufer. Außerdem ist diese Seeseite wesentlich stärker von Wanderern besucht. Nach einer Radfahrt rund um den gesamten See wählte ich daher einen ruhigen Platz direkt am westlichen Ufer, genau hier. Zwar waren auch hier Spaziergänger anzutreffen, doch wesentlich weniger als auf der anderen Seeseite. Am Ende gelang es mir, auf 40, 30 und 20 m insgeamt 47 QSOs im Logbuch festzuhalten.
 
DLFF-0458 Fort Hahneberg (14.6.2021) nach oben
 
Um mir die 2 Tage vorher am Fort Hahneberg DLFF-0458 erreichten QSO auch als Aktivierer anrechnen zu können, fehlten noch 9 QSOs. Erst dann hätte ich die 44 mindestens erforderlichen QSOs erreicht. Also fuhr ich am späten Nachmittag noch einmal dorthin - und nutzte denselben Standort hier.
 
Die Schafe rückten näher, doch die bekannten Knackstörungen durch den Elektrozaun waren nicht zu vernehmen. Dafür ließen sich einige Bänder aufgrund anderer vorhandener lokaler Störer nicht nutzen. Und auf 40 m lief, wie jeden Montag, der MWC-Contest. Trotzdem gelangen 12 QSOs und somit standen 47 QSOs im Logbuch.
 
Da das Fort Hahneberg immer noch geschlossen war, versuchte ich zum Abschluss wenigstens einen Blick vom benachbarten, 21 m höheren Trümmerberg hinein zu erhaschen. Doch dieses Vorhaben machten die umstehenden Bäume zunichte.
 
DLFF-0142 Döberitzer Heide (16.6.2021) nach oben
 
Für diesen Tag hatte ich einen Besuch des Naturschutzgebiets Döberitzer Heide DLFF-0142 vorgesehen. Dieses 3600 Hektar große Naturschutzgebiet umfasst zum großen Teil die Flächen eines ehemaligen Truppenübungsplatzes. Im Hinblick auf eventuell noch vorhandene Munitionsreste sollte man die Wege nicht verlassen.
 
Panorama - Hasenheide
 
QTH in der Hasenheide Der Standort im Zentrum, den ich mir am Abend vorher anhand mehrerer Karten (gedruckt und online) ausgesucht hatte, war nicht erreichbar. Der Grund ist, da der gesamte mittlere Bereich als "Wildgebiet" ausgewiesen ist. Doch das erkannte ich erst vor Ort. Dieses Gebiet ist mit 3 Zäunen umgeben, einer davon steht unter Strom. Daher fuhr ich mit dem Fahrrad von Seeburg kommend auf dem breiten Sandweg daneben entlang und hielt nach einem geeigneten Platz Ausschau. Den fand ich an einem Rastplatz in der Hasenheide, genau hier.
 
Karte auf dem Hinweisschild an der Hasenheide Sowohl auf den Hinweisschildern im Park als auch im Flyer der Heinz-Sielmann-Stiftung sind alle nutzbaren Wanderwege verzeichnet. Einige breite Wege sind jedoch nicht eingezeichnet. Dazu gehört ein direkter, gerader Weg zwischen der Hasenheide (blauer Punkt oben rechts im nebenstehenden Foto) und dem Havelpark, den ich bei der Rückfahrt nutzte.
 
Der überdachte Rastplatz samt Bänken eignet sich sehr gut zum Aufbau einer Funkstation, auch wenn das Holzdach an einigen Stellen schon Löcher hat. Bei vollem Sonnenschein und 28 °C hielt sich meine Verweildauer dort jedoch in Grenzen. Nach 18 erreichten QSOs beendete ich die Aktivierung.
 
DLFF-0142 Döberitzer Heide (17.6.2021) nach oben
 
Die Nacht war relativ kühl, sodass morgens nur 18 °C vorhanden waren. Diesen Fakt nahm ich zum Anlass, gleich noch einmal in das Naturschutzgebiet Döberitzer Heide DLFF-0142 zu fahren und nochmals diesen Standpunkt hier zu nutzen. Die Temperatur stieg schnell auf 29 °C und ich beendete diese Aktivierung mit weiteren 30 QSOs und somit insgesamt 48 QSOs im Logbuch.
 
DLFF-0377 Oberes Rhinluch (19.6.2021) nach oben
 
Am Samstag aktivierte ich das Obere Rhinluch DLFF-0377. Als Standort hatte ich mir anhand von Karten bereits zuhause diesen Punkt hier am östlichen Ufer des Bützsees ausgesucht. Der etwa 50 m breite Streifen mit dem Uferwald lässt sich auf dieser Seeseite scheinbar nur an dieser Stelle betreten. Zumindest habe ich auf dem Weg von Altfriesack bis dorthin keinen anderen Zugang gefunden. Kleiner Tipp für all jene, die ohne Weg in den Uferwald wollen: Der Untergrund ist sehr sumpfig.
 
Panorama - Bützsee
 
QTH am Bützsee Die ausgesuchte Position am See stellte sich als offizielle Badestelle heraus. Ein Teil ist mit Spundwänden gesichert, links daneben befindet sich eine sehr kleine Liegewiese. Ich wählte zuerst eine Ecke der mit Betonplatten ausgelegten Fläche. Nach einer Weile musste ich jedoch in den Schatten einiger Bäume umziehen, weil mir in der Sonne schlichtweg zu warm wurde.
 
Hinweisschild am Bützsee Als ich um 8.30 Uhr Ortszeit dort eintraf, war niemand da. Doch dass änderte sich an diesem sehr warmen Tag rasch. Nach 2,5 Stunden beendete ich die Aktivierung mit 26 QSOs im Logbuch. Für zukünftige QSOs werde ich mir definitiv einen anderen Ort suchen.
Wichtiger Hinweis des Landrats: Aufgrund der NSG-VO "Oberes Rhinluch" vom 20.3.2013 ist zum Schutz rastender Kraniche das Betreten/Reiten in der Zeit vom 1.3. bis 15.4. und 16.9. bis 30.11. eines jeden Jahres verboten.
 
DLFF-0377 Oberes Rhinluch (21.6.2021) nach oben
 
Nach dem Aufbau der Funkstation an einer Badestelle am Bützsee 2 Tage vorher hatte ich mir für den 21.6. neue Plätze ausgesucht, um wieder aus dem Oberen Rhinluch aktiv zu werden. Doch eine am Morgen durchziehende Gewitterfront machte dies unmöglich. Ihr sollten ab Mittag Wärmegewitter folgen.
 
Agenda-Screenshot
 
Daher sagte ich kurzfristig die bereits am Tag vorher auf der WWFF-Webseite unter Agenda abgekündigte Aktivierung ab.
 
DLFF-0377 Oberes Rhinluch (22.6.2021) nach oben
 
Nach den Gewittern des Vortags fiel die Temperatur am Vormittag auf angenehme 20 °C. Zwar war es wolkig, doch Blitz und Donner blieben aus. Daher aktivierte ich nochmals das Oberen Rhinluch DLFF-0377. Anhand von verschiedenen Karten hatte ich mir die Plätze hier und hier ausgesucht. Wie ich vor Ort feststellen konnte, eignen sich beide für einen ungestörten Funkbetrieb, denn sie bieten am Rhinufer ausreichend Platz.
 
Panorama - Alter Rhin
 
QTH am Alten Rhin Auf dem Fahrweg dazwischen folgte ich aus Neugier einer Abzweigung, die mich auf einem mit Betonplatten ausgelegten Weg hierher führte. Auch hier waren am flachen Ufer des Rhin, der hier Alter Rhin heißt, genügend Stellen zur Befestigung der Vertikal zu finden. Ich ließ mich dort nieder und baute die Station auf. Recht schnell konnte ich nochmals 24 QSOs und somit 50 in diesem Gebiet erreichen. Als auf den Bändern niemand mehr auf meinen CQ-Ruf antwortete, baute ich die Station wieder ab.
 
Ergebnisse und Erfahrungen nach oben
 
Ich bin in der Gegend, in der ich jetzt aktiv wurde, aufgewachsen. Daher dachte ich, schon alle sehenswerten Orte gesehen zu haben. Doch dem war nicht so. Während der Vorbereitungen zu den einzelnen Aktivitäten bin ich auf Gebiete gestoßen, die ich bisher nicht oder nur sehr wenig kannte.
 
Sehr verblüfft hat mich die ganzen Tage, dass man selbst als einer von relativ vielen Funkamateuren in Deutschland bei anderen Funkamateuren "begehrt" sein kann. Scheinbar ist der Fakt, aus einem WWFF/DLFF-Gebiet aktiv zu werden, ein gut geeignetes Mittel.
 
Wie bei jeder Aktion außerhalb des eigenen Shacks ist eine gewisse Vorbereitung erforderlich. Und je besser diese ist, desdo kleiner sind nach meiner Erfahrung die auftretenden Missgeschicke. Eine gute Informationsquelle sind die online verfügbaren Karten, wobei man zur Sicherheit immer die Karten mehrere Anbieter vergleichen sollte. Wenn man dann noch bei großen Gebieten 2 oder mehr mögliche Standorte im Betracht zieht, lässt sich schnell eine Alternative finden, falls an einer Stelle etwas nicht passt.
 
Am Ende standen bei 5 zählbaren/gültigen DLFF-Aktivierungen auf den 6 Bändern von 12 bis 40 m insgesamt 236 QSOs mehr im Logbuch, wobei der Hauptteil auf 30 m entfiel, gefolgt von 20 und 40 m. Das ist im Hinblick auf die geringe Sendedauer eine recht große Zahl. So ganz nebenbei heimste ich noch 12 weitere DXCC-Bandpunkte ein.
 
Ein kleiner Rat zum Schluss: Achten Sie bitte bei der "An- und Abreise", egal ob mit dem Fahrrad oder zu Fuß, immer auf die Umgebung. Schließlich handelt es sich ja um eine Aktivität, die die Flora und Fauna bekannter machen soll. Dann werden Sie sich auch noch lange an einen bestimmten Ort erinnern, wenn längst alle QSL-Karten ausgetauscht sind.
 
73/72 de Ingo, DK3RED - Nicht vergessen: Der Spaß ist die Energie!