www.qrp4fun.de Zwischen den Jahren in Liechtenstein

21.12.2014 - 3.1.2015
 
Flagge von Liechtenstein Zugegebenermaßen mag ich den ganzen Rummel um Weihnachten nicht besonders. Und ein begeisterter Silvesterpartybesucher bin ich auch nicht. Daher "verzog" ich mich für die Feiertage am Jahresende und die Zeit zwischen den Jahren in eine Gegend, in der man sich auch mal allein und ungestört bewegen/aufhalten kann, ohne gleich allzu weit von der Zivilisation entfernt zu sein: in die Berge des Fürstentums Liechtenstein.
 
Lage von Liechtenstein Als Basislager und Standort für die Funkstation nutzte ich wieder das Berggasthaus Sücka (www.suecka.li). Es gehört zur Gemeinde Triesenberg und liegt auf 1402 m oberhalb des Ortsteils Steg in der Nähe des Wintersportorts Malbun. Die genaue Position (47°6′58,6″N, 9°33′54″O, Locator JN47SC) finden Sie unter anderem hier.
 
Wie man bequem in das Fürstentum Liechtenstein kommt und was sich alles im Winter dort auch fern der Funkstation erleben lässt, verriet ich ja schon in den Berichten über meine 2. und 3. Reise dorthin. Diesmal enthält der Bericht mehr über die Funkaktivität selbst.
Zum "Abschalten" und zur Erholung gehören für mich neben viel Ruhe und gutes Essen auch der Selbstbau und nicht zuletzt das Funken. Und Letzterem frönte ich diesmal wieder ausgiebig, obwohl das Wandern auch nicht zu kurz kam.
 
Auf- und Abbau der Antenne nach oben
 
Screenshot von findlotsize.com mit Antenne und Abspannung Zuerst ging es an den Aufbau der Antenne. Da ich die Umgebung des Gasthauses schon von den Vorjahren her kannte, beabsichtigte ich, diesmal eine größere Antenne aufzubauen. Vorher hatte ich zur Abspannung der Antenne immer Punkte relativ nah am Haus benutzt. Diesmal waren 2 große Bäume meine Ziele, die 100 m und 65 m entfernt stehen. Diese Entfernungen ermittelte ich schon im Vornherein auf www.findlotsize.com. Da die Entfernungen doch recht beträchtlich sind, hatte ich schon vorsorglich 2 Rollen mit 100 m langer und 2 mm dicker, geflochtener Schnur (Polypropylen), 50 m Maurerschnur (1 mm dick) und einen Golfball mit Loch als Wurfgewicht dabei.
 
Nach ein paar Versuchen konnte ich die Maurerschnur mit dem daran befestigten Golfball durch die Spitze des Baums und über einen Ast schleudern, der etwa 25 m über dem Erdboden war. Anschließend verknotete ich die Maurerschnur mit der dickeren Schnur, zog den ersten Arm der vorbereiteten Drahtantenne daran etwas nach nach oben und löste die Maurerschnur wieder, als ich die dicke Schnur wie in den Händen hielt. Die restliche dicke Schnur wickelte ich zuerst provisorisch unten um den Baum. Am 2. Baum wiederholte ich dieses Verfahren und zog abschließend beide Antennenarme straf nach oben. Der Aufbau dauerte eine reichliche Stunde, da ich mehrmals den recht steilen Hand (etwa 30°) zwischen den beiden Bäumen bewältigen musste. Zum Glück lag zu diesem Zeitpunkt erst relativ wenig Schnee, etwa 10 cm.
 
Am Ende befand sich die Antenne aus zweimal 20 m Draht und 8 m Zuleitung in etwa 10 bis 12 m Höhe schräg am Hang. Die Konstruktion würde ich als abgewinkelter Dipol oder als abgewinkelte Doublet bezeichnen. Die Speiseleitung zog ich waagerecht in Richtung Fenster und führte sie dort im Fensterrahmen eingeklemmt ins Zimmer. Die Station stand auf einem kleinen Tisch direkt am Fenster. Obwohl die Zweidrahtleitung gut im Fensterrahmen klemmte, verband ich sie mit einer kurzen Schnur am Fensterscharnier. Ansonsten hätte es passieren können, dass die Leitung beim unvorsichtigen Öffnen des Fensters herausrutscht und eventuell die ganze Station vom Tisch zieht.
 
Vielleicht noch ein paar Tipps für all jene, die ihre Antenne auch so zwischen den Bäumen aufbauen wollen.
Die dünne Maurerschnur rutschte wesentlich besser über die Äste und anschließend mit dem Golfball beschwert nach unten, als es die dickere Schnur ermöglicht hätte. Zum Abspannen der Antenne wäre auch die Maurerschnur ausreichend gewesen, doch davon gab es keine Rollen mit 100 m zu kaufen. Doch es waren mehr als die auf 50-m-Rollen zur Verfügung stehenden Länge erforderlich (25 m nach oben über den Ast, 25 m bis zum Erdboden plus etwas Reserve, da man ja nicht direkt unter dem Baum stehen kann). Einen störenden Knoten beim Verbinden von 2 Schnüren mit 25 m, der sich vielleicht auch noch löst, wollte ich jedoch vermeiden.
Schon im Sommer hatte ich zu Hause auch mit 0,5 mm dicker Angelsehne experimentiert, um mit ihr die dickeren Halteschnüre über die Äste zu ziehen. Sie ist dünn, auch in Längen von 100 m erhältlich und sollte eigentlich gut über die Äste rutschen. Ihre Oberfläche wird jedoch relativ schnell rau, besonders wenn die Rinde der Äste rau ist. Dann rutscht sie nach ein paar Einsätzen nicht mehr richtig über die Äste.
Wie ich leider feststellen musste, war auch der Golfball mit seinen 43 g relativ leicht. Dadurch rutschte die mit ihm beschwerte Schnur manchmal erst nach kurzem Zupfen an der Schnur über und durch die Äste. Beim nächsten Mal werde ich daher eine schwere, große Mutter verwenden. Die sollte sich trotzdem noch gut werfen lassen.
 
Der Antennenabbau am Morgen des Abreisetags gestaltete sich hingegen wesentlich einfacher. Ich musste nur die Befestigungen an den Bäumen lösen und konnte dann die Abspannungen aus den Bäumen ziehen. Die Antenne wurden anschließend samt Abspannungen für den nächsten Einsatz ordentlich eingerollt. Zum Glück hatte ich noch die Schneeschuhe parat, denn ohne sie wäre ich sonst nur schwer am Hang durch den am Ende des Urlaubs 75 cm hoch liegenden Schnee zu den Bäumen gekommen.
 
Funkstation nach oben
 
Nach dem Aufbau der Antenne folgte der Aufbau der Funkstation. Das ging recht schnell, da lediglich Transceiver, Stromversorgung und Antenne zusammenzuschalten waren. Als Transceiver kam wieder ein Elecraft K1 für 40, 30, 20 und 17 m mit 5 W Ausgangsleistung zum Einsatz. Als Stromversorgung diente ein externer LiFePo4-Akku mit einer Kapazität von 4,5 Ah, der sich in den Betriebspausen über ein Steckernetzteil aufladen ließ.
 
Die Anpassung an die Speiseleitung übernahm der interne Antennentuner des K1. Und an diesem Punkt stockte der Aufbau, denn ich hatte den passenden Adapter (BNC-auf-Zweifach-Bananenbuche) nicht mitgenommen. Was nun? Das symmetrische Flachbandkabel ließ sich nicht sicher mit der BNC-Buchse des Transceivers verbinden. Zum Glück hatte ich, aus welchem Grund auch immer, noch ein kurzes Koaxialkabel mit beidseitigen BNC-Steckern mitgenommen. Das wurde kurzerhand in der Mitte geteilt sowie Abschirmung und Innenleiter freigelegt. Auch die vorbereitete Zweidrahtleitung wurde etwas gekürzt und die beiden daran befestigten Bananenstecker abgeschnitten. Was dann entstand, sah zwar nicht besonders edel aus, funktionierte aber für die Urlaubsdauer ohne Probleme. Ich verdrillte den Innenleiter mit der einen Ader der Zweidrahtleitung und isolierte die Verbindungsstelle. Dann folgte in gleicher Weise die Verbindung der anderen Ader mit der Abschirmung.
 
Fertig - anstecken - geht nicht! Was war nun wieder los? Der BNC-Stecker saß fest und wackelte nicht auf der Buchse. Auch die verdrillten Drähte waren in Ordnung. Da entdeckte ich, dass ich beim Abisolieren des Innenleiters an dem nur 5 cm langen Koaxialkabel wohl etwas zu stark am Innenleiter und dem Dielektrikum gezogen hatte. Dadurch ragte der bereits angelötete Innenleiter des Steckers nicht mehr weit genug in den Stecker, wodurch es keinen Kontakt zur Buchse gab. Nach dem Zurückschieben des Innenleiter funktionierte alles wie vorgesehen. Der Tuner konnte die Antenne auf allen 4 Bändern anpassen. Die Auswirkung der Stoßstelle am Übergang von 50 Ω (Koaxialkabel/Transceiver) auf 240 Ω (Flachbandleitung) glich er gleich mit aus.
 
Funkbetrieb nach oben
 
HF-Bedingungen - Screenshot von N0NBH Die Ausbreitungsbedingungen sagten im Hinblick auf den Funkbetrieb nichts gutes voraus. Für den Beginn des Urlaubs gab www.hamqsl.com sowohl für den Tag als auch für die Nacht auf den unteren Bändern schlechte (poor) und auf den mittleren Bändern auch nicht besonders bessere (fair) Bedingungen voraus. Doch beachten Sie! Man sollte sich durch solche Vorhersagen nicht vom Funken abhalten lassen, denn es sind nur (wie der Name schon sagt) Vorhersagen der möglichen Ausbreitungsbedingen. Sie stellen keine Messungen der realen Bedingungen dar. Um die Ausbreitungsbedingungen beurteilen zu können, sollte man sich auf die Bänder begeben, Baken beobachten und nicht zuletzt CQ rufen.
 
Ungeachtet der Vorhersagen setzte ich mich daher an einigen Tagen morgens an die Station, an anderen waren es die späten Nachmittagsstunden. Die Zeiten waren dabei nur von den anderen Urlaubsaktivitäten bestimmt. Funkbetrieb wie bei einer durchorganisierte DXpedition wollte ich nicht machen. Auch das Wissen, zu welchen Zeiten welches Band theoretisch überhaupt nutzbar ist, blieb unberücksichtigt. Ich probierte es stets zuerst auf dem höchsten zur Verfügung stehenden Band (in diesem Fall 17 m) und wechselte dann zu einer tieferen Frequenz oder auf das nächst tiefere Band, wenn innerhalb von 10 Minuten niemand auf meinen CQ-Ruf antwortete.
Zwar rief ich als QRPer stets immer erst in der Nähe der QRP-Frequenzen CQ, doch ich scheute mich nicht, mich auch auf eine freie Frequenz zwischen leistungsstärkeren Stationen zu setzen. Dadurch blieb es nicht aus, dass mir die eine oder andere Station etwas "auf den Pelz" rückte, weil sie mich schlichtweg nicht hörte. Jedoch stieg die Anzahl der QSOs dann immer an. Die CQ-Rufe sendete ich mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 BpM (12 WpM) aus, um auch langsameren QSO-Partnern die Aufnahme zu erleichtern. Einige der schnellere Funker drosselten manchmal nach ihrem Rufzeichen merklich die Geschwindigkeit, andere nicht. Aufnehmen konnte ich sie trotzdem. Nur geben wollte ich nicht so schnell.
 
Meldungen im DX-Cluster Nach meiner Rückkehr nach Deutschland sah ich auch einmal nach, was zu HB0/DK3RED/P im DX-Cluster zu finden war. Einige Meldungen konnte ich einem größeren Andrang auf der von mir genutzten Frequenz zuordnen. Andere Meldungen schienen wiederum keine Auswirkungen gehabt zu haben.
Ein Pile-up, wie es wirklich rare Stationen hervorrufen, trat zu keinem Zeitpunkt auf. Das war auch gut so, denn ich wollte ja das Funken genießen und mich nicht mit Störern oder selbsternannten Bandpolizisten herumschlagen müssen. Nur wenige Male musste ich einige Stationen "bremsen", die, obwohl ich den Anfang des aufgenommenen Rufzeichens oder das ganze aufgenommene Rufzeichen gab und es nicht ihres war, wieder mit einem Anruf reagierten. Klar bekommen auch solche Stationen ihr QSO, doch erst nach Beendigung des gerade laufenden QSOs.
 
SOTA-Programm Anfragen, ob meine Aktivität für das SOTA-Programm zählt oder ob ich eine entsprechende Referenznummer habe, musste ich verneinen. Gerade wenn Schnee liegt, sind solche Aktivitäten im Hochgebirge (der niedrigste, wertbare Gipfel ist 2000 m hoch) nur etwas für geübte Alpinisten und nichts für normale Wanderer wie mich. Eventuell werde ich bei einem zukünftigen Aufenthalt in Liechtenstein mal auf den einen oder anderen für SOTA wertbaren Gipfel klettern und meine Funkstation mitnehmen. Doch diesmal blieb die Station im Berggasthaus.
 
Statistik nach oben
 
Am Ende konnte ich auf den 4 zur Verfügung stehenden Bändern an 11 Tagen in etwas mehr als 30 Stunden 359 QSOs erreichen: 37 QSOs (10 %) auf 40 m, 219 QSOs (61 %) auf 30 m, 20 m: 85 QSOs (24 %) auf 20 m, 18 QSOs (5 %) auf 17 m. Die QSO-Partner befanden sich in 36 DXCC-Gebieten (9A, DL, EA, ES, EU, F, G, GM, GU, GW, HA, HB9, I, IS0, JA, LA, LY, LZ, OE, OH, OK, OM, ON, OZ, PA, RA2, RAas, RAeu, S5, SM, SP, UR, YL, YO, YU, Z3), in 7 CQ-Zonen (14, 15, 16, 17, 19, 20, 25) und auf 3 Kontinenten (AS, EU, NA).
 
Erwartungsgemäß hatten die meisten Stationen ihren Standpunkt in Europa. Doch 4 DX-Stationen im asiatischen Teil Russlands und eine Station in Japan erreichten mich ebenfalls. Die kürzeste Entfernung betrug 16 km, die längste 9783 km. Das 30-m-Band war besonders geeignet, da es einerseits zu den Zeiten, zu denen ich an der Station saß, offen war. Andererseits dürfen dort keine Conteste stattfinden, was sich besonders an den Wochenenden positiv bemerkbar machte.
 
Wenn Sie wissen möchten, ob Sie schon ein QSO mit mir hatten, so sehen Sie bitte im HB0-Logbuch nach. Das Logbuch konnte ich erst nach meiner Rückkehr nach Deutschland aktualisieren. Vielleicht deshalb kam es vor, dass mich einige Funkamateur sogar mehrfach pro Band anriefen und jedesmal ihr QSO bekam. Bei einem ganz "hartnäckigen" Funkamateur bemerkte ich das selbst ohne Kontrolle durch einen Rechner schon in Liechtenstein, sodass ich ihn beim dritten Anruf gleich mit seinem Namen begrüßen konnte. Ihn selbst hielt das nicht von seinem 4. Anruf ab - wieder auf demselben Band.
 
Apropos Rechner: Das Logbuch führte ich in Liechtenstein ganz altmodisch auf Papier und mit einem Bleistift. Das ist sehr praktisch, obwohl man so nur die wenigsten Doppel-QSOs mitbekommt. Zum einen ist so keine separate Stromversorgung für den Rechner erforderlich, zum anderen kann der Rechner samt erforderlicher Peripherie nicht durch vagabundierende HF gestört werden. Außerdem lassen sich auf diese Weise auch abgebrochene QSOs oder Zwischenrufe festhalten, die im elektronischen Logbuch nicht eingetragen werden können. Wieder zu Hause angekommen, tippte ich die Logbucheinträge in den Rechner. Wenn man nicht Tausende QSOs hat, ist das recht schnell erledigt.
 
QSL-Karten nach oben
 
QSL-Karte HB0/DK3RED/P Kurz nach meiner Rückkehr trafen schon die ersten QSL-Karten auf direktem Weg ein. Auch eine SWL-Karte war darunter. Mittlerweile (Stand: 15.2.2015) wurden schon nahezu alle QSL-Karten über das Büro versandt, ohne auf eingehende QSL-Karten zu warten. Nur ein paar Karten habe ich bisher nicht verschickt. Das sind die Karten an die Empfänger, von denen ich aus zurückgekommenen QSL-Karten für anderen QSOs schon weiß, dass sie keine Mitglieder eines Clubs sind. Auch QSO-Partner, die auf QRZ.com als QSL-Information "only eQSL", "only LOTW" oder "only direct" angegeben hatten, wurden noch nicht berücksichtigt. Wenn diese QSO-Partner eine QSL-Karte haben möchten, müssen sie mir erst selbst eine Papier-QSL-Karte schicken, denn ich bin ein notorischer Kartensammler.
Die QSL-Karten habe ich wiederum in hochwertiger Qualität beim QSL-Shop drucken lassen.
 
Dankeschön nach oben
 
Ein großes Dankeschön möchte ich auf diesem Wege nochmals an die Betreiber des Berggasthauses Sücka (www.suecka.li), die Familie Schädler, senden. Es ist heute leider nicht mehr überall üblich, so einfach mit einer Funkstation aktiv werden zu können.
 
Bedanken möchte ich mich ebenfalls bei allen, die meine leisen Signale aufnehmen konnten und meine CQ-Rufe beantwortet haben. Es hat mir wieder sehr viel Spaß gemacht, zumal ich einige schon aus den Vorjahren bekannte Funkamateure "on air" wiedergetroffen habe. Ich hoffe, dem einen oder anderen zu einem neuen DXCC-Gebiet, zu einem weiteren Pünktchen auf der einen oder anderen Diplom-Liste oder wenigstens zu einem netten QSO verholfen zu haben.
 
Liechtenstein ist zwar in keiner "Most-wanted"-Liste aufgeführt, doch die Nachfrage nach diesem DXCC-Gebiet ist relativ hoch. Da Liechtenstein das CEPT-Abkommen unterzeichnet hat, erübrigen sich alle sonst erforderlichen Formalitäten bei der Lizenzbeantragung. Sie müssen sich nur noch aufrappeln und Ihre kleine Funkstation mitnehmen. Selbst im Urlaubsstil lassen dann so einige Hundert Verbindungen in kurzer Zeit erreichen.
 
73/72 de Ingo, DK3RED - Nicht vergessen: Der Spaß ist die Energie!